Die Ursachen gescheiterter Unternehmensnachfolgen

vom 05.07.2021

von Jens Olbrich – exact Beratung GmbH

Die Übergabe eines gesunden Unternehmens an einen geeigneten Nachfolger sollte der Höhepunkt eines Unternehmerlebens sein. Zur Umsetzung einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge existieren eine Vielzahl an Veröffentlichungen und im  Internet findet man ein großes Angebot an Hinweisen und Tipps, wie die Nachfolge gelingt und das Risiko des Nachfolgeprozesses reduziert wird.

Trotz dieser Hilfestellungen finden viele Unternehmer keinen Nachfolger und viele Unternehmensübergaben scheitern. Eine aktuelle Studie von TNS Emnid zum Thema Unternehmensnachfolge zeigt, dass der Hauptgrund für dieses Scheitern häufig bei dem abgebenden Unternehmer selbst zu finden ist. Betroffene Unternehmer unterschätzen die Komplexität des Themas und begehen vermeidbare Fehler.

Für einen Unternehmer, der seinen Betrieb über Jahre hinweg aufgebaut und durch alle Klippen gelenkt hat, ist es nicht leicht, sich zurückzuziehen und das Unternehmen an einen Nachfolger zu übergeben. Auch wenn der Unternehmer die Notwendigkeit der Unternehmensnachfolge erkannt hat und eigentlich ein natürliches Interesse an einer gelungenen Übergabe haben müsste, kann er oft von seinem Lebenswerk nicht loslassen und begeht Fehler, die zu einem Scheitern der Nachfolge führen können.

Misslungene Unternehmensnachfolgen können u.a. durch folgende Fehler mitverursacht werden:

1.  Abnehmende unternehmerische Dynamik: Mit steigendem Alter des Unternehmers nimmt häufig die Tatkraft für Innovationen, Investitionen und die unternehmerische Dynamik ab. Nicht selten verpassen Unternehmer  den optimalen Zeitpunkt zur Firmenübergabe. Infolge dessen verschlechtert sich die Position des Unternehmens, die Ertragskraft nimmt ab, hohe Neuinvestitionen sind notwendig und die Attraktivität des Unternehmens für potentielle Nachfolger verschlechtert sich. Im schlechtesten Fall agieren solche Altunternehmer nur noch als Nachlassverwalter ihres unternehmerischen Erbes. In dieser Situation sind Nachfolger nur noch schwer zu finden.

2. Festhalten an einer internen Nachfolgelösung: Bei einem ursprünglich erfolgreichen Unternehmen wird die Thematik Unternehmensnachfolge verdrängt und verschoben. Das Unternehmen hält an der Möglichkeit einer Nachfolge innerhalb der Familie oder des Unternehmens fest, obwohl diese Alternative faktisch nicht existiert. Eine externe Nachfolge wird nicht aktiv angestrebt. Beim Übergebenden herrschen unklare Gefühle des Machtverlusts und des „nicht abgeben Könnens und Wollens“ vor. In der Konsequenz wird der Übergabeprozess nicht rechtzeitig geplant und aktiv vorbereitet.

3. Kommunikationsfehler: Oft  wird die altersbedingte Unternehmensnachfolge gegenüber den Mitarbeitern und Geschäftspartnern nicht rechtzeitig kommuniziert. Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter des Unternehmens erwarten aber eine klare Perspektive für die mittelfristige Unternehmensentwicklung. Wenn diese Perspektive fehlt, entsteht Unsicherheit und die  Mitarbeiter und Kunden beginnen, nach Alternativen zu suchen. Aus unserer Sicht sollte jeder Unternehmer spätestens ab seinem 60. Lebensjahr ein klares Szenario für die Zukunft seines Unternehmens darstellen können und die offene Kommunikation suchen.

4. Gesundheitszustand: Die körperliche Gesundheit des Unternehmens ist insbesondere bei Inhabern von kleinen und mittleren Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Kommt es bei dem Unternehmer zu krankheitsbedingten Einschränkungen ist häufig auch die Existenz des Unternehmens bedroht. Grundsätzlich sollte in diesem Zusammenhang beachtet werden, dass das Alter bei jedem Menschen und Unternehmer ab einem gewissen Punkt seinen Tribut fordert und dass Gesundheitsaspekte bei der Planung der Unternehmensnachfolge nicht vernachlässigt werden dürfen.

Diese beispielhaft genannten Fehler des abgebenden Unternehmers können unter Umständen zu einem kompletten Scheitern der Unternehmensnachfolge führen.

Die Konsequenzen, die ein solches Scheitern mit sich bringt sind häufig verheerend für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die langjährig aufgebaute Reputation des Unternehmens.

Aus unserer Beratungspraxis kennen wir Unternehmer, welche ursprünglich Inhaber eines ertragsstarken und erfolgreichen Unternehmens waren und im fortgeschrittenen Alter aufgrund der gescheiterten Unternehmensnachfolge vor den Trümmern ihres beruflichen Lebens stehen.

Daher gilt der Grundsatz: Gute Unternehmensführung und rechtzeitige Thematisierung der Nachfolgeproblematik sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge. Denn je attraktiver ein Unternehmen ist, desto geringer ist das Risiko des Nachfolgeprozesses!

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